16.04.2025
Fischadler am Oberrhein brüten wieder - Erfolgsprojekt in Baden-Württemberg nunmehr im dritten Jahr
Seit kurzem steht fest: Baden-Württembergs einziges Fischadler-Elternpaar ist zurück am Oberrhein und brütet. „Im dritten Jahr als Eltern in Mittelbaden sind Weibchen Chronos und ihr Gatte Kepler ein eingespieltes Team. Wir hoffen jetzt auf ruhiges Frühlingswetter, damit in ihrem Horst in 25 Metern Höhe in rund 38 Tagen die Küken schlüpfen“, sagt Fischadler-Projektleiter Daniel Schmidt-Rothmund vom NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen. Auch wenn das Weibchen die Eier tief versteckt ins Nest gelegt hat, so konnte inzwischen herausgefunden werden, dass es zwei Stück sind.
Die künstliche Nisthilfe bei Rastatt hatte der Ornithologe vor vier Jahren in der badischen Oberrheinebene auf einem Baumriesen montiert. Fischadler lieben Wälder mit einzelnen, alles überragenden Baumriesen. So können sie alles überblicken, Nesträuber früh erspähen und verjagen. Das Männchen Kepler ist bereits am 19. März zum Horst zurückgekehrt und hat diesen mit Nistmaterial, wie Stöcken, Zweigen und trockenen Grasbüschel, schön gemacht. Weibchen Chronos erreichte fünf Tage später gesund das Nest, nach rund 5.000 Kilometern Rückflug aus dem Winterquartier südlich der Sahara. Dass sie brütet, weiß Schmidt-Rothmund seit wenigen Tagen: „Seit knapp einer Woche sitzt Chronos tief im Nest. Zuvor hat sie mit ihrem Körper darin eine Nistmulde geformt, damit die Eier gut geschützt und voll bedeckt sind. Ein erstes Ei ließ sich aber kurz auf einem Bild der Überwachungskamera erkennen.“
Die Chancen stehen gut, dass sich ein oder zwei weitere Fischadlerpaare in nächster Zeit am Oberrhein, am Bodensee oder an der Donau ansiedeln. Denn dieses Jahr könnte mit Balbü oder Kju einer der Jungvögel aus 2023 sesshaft werden. Im Donaumoos haben Fischadler schon 2024 die Lage geprüft, wie ornithologische Sichtungen belegen. Mehr als 30 Plattformen für die einst ausgerotteten Greifvögel hat NABU-Experte Schmidt-Rothmund auf hohen Bäumen im Südwesten installiert und kletternd Nistmaterial in schwindelerregende Höhen hochgeschafft. Auch linksrheinisch im Elsass brütet ein Paar der imposanten Fischjäger. Das erste Brutpaar an einem der bayerischen Voralpenseen residiert seit vergangenem Jahr am Ammersee. Fischadler legen, wenn nötig, große Distanzen zurück. Für Stippvisiten zu anderen Nestern, wo sie sich mitunter mit fremden Männchen verpaaren, legen die Weibchen bis zu 40 Kilometer am Tag zurück. Für ihre Nahrungsflüge suchen Fischadler große Gewässer in der Umgebung ihres Nestes auf. Auf mehrere Kilometer langen Rundflügen steuern sie bevorzugt Gewässer mit Weißfischen an, die häufig und leicht zu erbeuten sind.
Fischadler im Südwesten:
- Bruterfolg: Im Jahr 2023 haben Chronos und Kepler als erstes Fischadlerpaar nach über 115 Jahren erfolgreich in Baden-Württemberg gebrütet. Fischadler sind derzeit die einzigen Adler, die im Südwesten Nachwuchs haben.
- Ausrottung: Im 19. Jahrhundert war der Fischadler in Baden-Württemberg noch entlang von Donau, Rhein, Neckar sowie an Kocher und Jagst beheimatet. Als vermeintlicher Nahrungs-konkurrent jagten Menschen den Greifvogel erbarmungslos, plünderten seine Gelege und fällten Horstbäume, bis zu seiner Ausrottung 1907 im Südwesten.
- Engagement: NABU-Ornithologe Dr. Daniel Schmidt-Rothmund setzt sich seit Jahrzehnten für die Rückkehr der Fischadler in den Südwesten ein, was viel Zeit, Energie, Geduld und viel Geld erfordert. Mehr als 30 Plattformen hat der NABU seitdem auf hohen Bäumen instal-liert. Möglich macht das eines großen Netz aus Ehrenamtlichen, vogelbegeisterten Spende-rinnen und Spendern sowie der Bereitschaft von Forst BW, Gemeinden und Privatwaldbesit-zenden, ihre Flächen zur Verfügung zu stellen. Im Zuge eines Projekts mit der französischen Partnerorganisation LPO (Liga für Vogelschutz) am Oberrhein kamen zehn Nisthilfen beidseits des Rheins zwischen Basel und Karlsruhe hinzu.
- Kooperation: Das Fischadler-Projekt ist durch die sehr gute Zusammenarbeit mit der LPO Alsace, ein Interreg-Projekt des NABU Südbaden und die Kooperation mit dem NABU-Bezirksverband Mittlerer Oberrhein möglich geworden. Die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe, die Schweizer Stiftung Pro Pandion sowie private Spenderinnen und Spendern unterstützen das Projekt finanziell.
- Weitere Infos: www.NABU-Vogelschutzzentrum.de\\projekte-partner\\artenschutzprojekt-fischadler
(Quelle: NABU Baden-Württemberg)